Faces of Rennschmiede #12

Männer und Frauen, Wirtschaftler:innen und Techniker:innen, Kreativköpfe und Logiker:innen, typisch schwäbisch-badisch, aber auch multikulturell: Vielfältiger könnte unser Team kaum sein.

Doch welche verschiedenen Persönlichkeiten und Gesichter stecken eigentlich hinter der Rennschmiede?


Heute stellen wir unser Brain hinter jeglicher Elektronik vor: Paul Schenk. Paul ist 22 Jahre alt und startet jetzt in sein 8. Semester im Studiengang Mechatronik. Er ist seit seinem ersten Semester Teil der Rennschmiede und seit 2021 Teamleiter. Derzeit ist er Teamleiter des Teams High Voltage, die letzte Saison hat er als Teamleiter des Teams Electronics bestritten und hat so schon sehr viele Erinnerungen mit der Rennschmiede sammeln können. 

Einblicke in die Rennschmiede von Paul, let’s go! 


Wie bist du damals dazu gekommen, der Rennschmiede beizutreten? 

Tatsächlich habe ich in einem Praktikum vor meinem Studium jemanden aus einem anderen Team kennengelernt, der mir von der Formula Student und dem Wettbewerb erzählt hat. Ich wusste also schon vor meinem Studium, dass ich einem solchen Team gerne beitreten möchte. Als das Studium dann begann, habe ich am Infoabend der Rennschmiede teilgenommen und bin beigetreten. 

Was war dein erster Eindruck von den Mitgliedern und hat sich dieser später bestätigt? 

Bevor ich der Rennschmiede beigetreten bin, war mir bewusst, dass zwischen den Mitgliedern sehr gute Freundschaften bestehen und die Leute nicht nur wegen dem gemeinsamen Projekt hier sind. Mir war auch bewusst, dass viele Leute eine Menge Ahnung haben.

Schlussendlich hat sich das auch alles bestätigt. Es gibt natürlich immer Leute, die mehr im Team integriert sind als andere und auch mehr Ahnung haben, aber im Großen und Ganzen hat es sich bestätigt.

Was genau machst du in der Rennschmiede und was sind deine konkreten Aufgaben? 

Du solltest eher fragen, was ich nicht mache. Ich mache irgendwie alles, was mit Elektronik zu tun hat. 

Wie bereits erwähnt leite ich das Subteam High Voltage. Innerhalb meines Teams wirke ich bei der Auslegung und Konstruktion der Hochvoltbatterie mit. Ich kümmere mich um die Simulation

der Batterie, die Kühlung und die damit verbundene Luftführung. Ich leite die Entwicklung unseres ersten eigenen Batterie Management Systems, habe die Hochvoltkomponenten ausgelegt und kümmere mich um die Verkabelung der gesamten Elektronik innerhalb der Batterie. 

Die Lv Batterie habe ich ausgelegt, konstruiert, die gesamte Hardware dazu gemacht und helfe dort nun bei der Softwareentwicklung. 

Allgemein lässt sich sagen, dass ich jegliche Platinen und Schaltpläne, die in der Rennschmiede entstehen betreue und kontrolliere. In den letzten zwei Jahren waren das insgesamt ca. 50 Projekte, wobei ich 50 % dieser Projekte gemacht habe. 

Für Electronics mache die Hardware des EtherCAT Masters, der Reifentemperatursensoren und den Kabelbaum. 

Außerdem mach ich viel beim Thema Datenverarbeitung und Software. Ich stelle dem Team die Fahrzeugdaten aufbereitet zur Verfügung und analysiere bei den Testtagen meine Baugruppen. 

In den letzten zwei Saisons war ich zusätzlich noch Fahrer der Rennschmiede und Electric System Officer. 

Welche Aufgaben findest du am coolsten/spannendsten?

Alle Aufgaben, die etwas mit Elektronik zu tun haben, finde ich spannend und machen mir Spaß. Es ist ein großartiges Gefühl den ganzen Entstehungsprozess zu sehen und selbst beeinflussen zu können. Vom ersten Testen einer Platine, wenn dann die erste LED leuchtet bis hin zum perfektionierten Ergebnis am Ende. Das direkte Ergebnis seiner Arbeit in einem fahrenden Auto zu sehen ist großartig. 

Auch das Mono oder Felgenlegen macht immer viel Spaß. Gerade weil man etwas kennenlernt, mit dem man normalerweise nicht so viel zu tun hat. Wann kann man schon sagen, dass man seine Felgen komplett selbst gemacht hat. Man beginnt bei den Einzelteilen und macht alles bis zum fertigen Endprodukt, welches man dann in Aktion erleben kann. Man kann am ganzen Prozess teilhaben und mitwirken und ist nicht nur in seinem Fachbereich beschäftigt, wie das normalerweise im Arbeitsleben in der Industrie passiert. Diese Möglichkeit so zu haben ist eine einmalige Gelegenheit. 

und was nervt manchmal?   

Da wir nur eine sehr kurze Zeit haben das Auto zu entwickeln und zusammenzubauen, ist man stets in einem strengen Zeitplan gefangen.

Wir haben in einer Bauteilkrise begonnen ein E-Auto zu bauen, wodurch wir vor allem in der Elektronik am meisten Zeit damit verbracht haben Bauteile zu nutzen, die nicht erst 2025 lieferbar sind. Häufig mussten andere Produkte genutzt werden als die, die man eigentlich bevorzugt hätte. Das ist sehr nervig und bietet wenig Spielraum. 

In welche Aufgabenbereiche schaust du sonst gerne rein?  

Wie ich gerade schon ein wenig beschrieben habe, finde ich alles sehr interessant und schaue gerne in die unterschiedlichsten technischen Bereiche. Ich finde es sehr spannend auch gerade die Dinge zu sehen mit denen man nicht so viel Kontakt hat normalerweise. Hierbei aber vermutlich am wenigsten ins Fahrwerk, da ich davon einfach am wenigsten Ahnung habe.  

Was war dein bisher schönstes Erlebnis in der Rennschmiede?  

Da ich im vierten Jahr bei der Rennschmiede dabei bin ist es sehr schwierig mich auf ein Erlebnis zu beschränken, deshalb habe ich mir meine Top 5 überlegt.

Ich durfte Amber letztes Jahr bei FSG auf dem Hockenheimring im Autocross fahren. Das ist auf jeden Fall meine Top 1, da es ein unglaubliches Gefühl war. 

Auf meiner Top 2 liegt dann die allererste Fahrt von Sapphire, dem ersten elektrischen Rennwagen der Rennschmiede, bei der ich gefahren bin. Da habe ich gefühlt die zwei Monate vorher nicht mehr geschlafen und so hart dafür gearbeitet.  

Auf dem dritten Platz ist das Akku-Scrutineering in der Schweiz 2022, bei dem ich meine Software für die Hochvoltbatterie von Amber durchbekommen habe. Ich habe erst in der Schweiz auf dem Event alle Sicherheitsfunktionen testen können und nach 3 Tagen im Akku-Zelt bei 35 °C im ersten Versuch durch das Scruti kommen können. Legendär wird hierbei für immer mein I2C Bus sein, der 2 Meter durch den gesamten Akku verlief. Das war das Kriminellste, Unmöglichste und Dümmste Projekt der Saison, für das es leider keine bessere Lösung gab, aber ich habe es irgendwie durch alle Events bekommen. 

Platz 4 belegt die Nacht in der wir das Mono aus der Form geschlagen haben. Das war zwar ein Gewaltakt, aber auf einmal war danach ein Chassis da und die Motivation im Team war größer denn je. 

Auf dem fünften Platz ist die Inbetriebnahme unseres EtherCAT Masters, den ich designed habe. Da hatte ich sehr große Bauchschmerzen, da dies das erste Hochfrequente Projekt war, welches ich gemacht habe. Nachdem das alles aber innerhalb von einer Stunde in Betrieb genommen werden konnte und alles perfekt funktioniert hatte, war das die Geburt einer erfolgreichen Saison für mich. 

Gibt es auch etwas, worauf du nicht so gern zurückschaust und wenn ja, was?  

Explosion des DCDC-Wandlers im Jahr 2021, ist nicht so lustig, wenn was in einer Batterie in die Luft geht.

Akku Scruti Kroatien 2021, da musste Lukas aufgrund eines Stromschlags ins Krankenhaus und ich habe danach unsere gesamte Batterie überprüft und in Einzelteile zerlegt, um diese auf Fehler zu überprüfen und festzustelllen, dass unsere Batterie nicht das Problem war. Da war ich zwar sehr froh drüber, es war trotzdem ein sehr erstreckendes Ereignis, was und letztendlich auch da Event kaputt gemacht hat.

LATCH-Board, Endgegner der Elektronik

Was könnte man deiner Meinung nach in der Rennschmiede noch verbessern?  

Ich denke, man kann immer die Organisation mancher Dinge noch ein wenig verbessern und auch die Art und Weise wie Kritik konstruktiv ausgeübt werden kann, hat manchmal noch Luft nach oben.  

Auch das Mindset gegenüber diesem Projekt sollte man hin und wieder für sich selbst überdenken. Es gibt ein Zitat eines anderen Teams: My drinking team has a motorsport problem. Sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir alle hier sind, um Spaß zu haben und dazuzulernen und nicht weil das hier unser Job ist, ist super wichtig.  

Worauf freust du dich in der kommenden Saison/Zeit am meisten?  

Natürlich auf das Rollout und auf den Moment, wenn das Auto das erste Mal fährt diese Saison.  Beim Rollout wird das neue Fahrzeug das erste Mal vorgestellt und dann geht es steil auf die Events zu, auf die ich mich auch sehr freue. Die sind einfach super cool und hat man nicht so häufig im Leben mal eine Woche nicht zu schlafen und den eigengebauten Rennwagen zu fahren.  

Danke, Paul!